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Sjögren als "nur" "psychische Erkrankung"

Eine Frage aus einer Facebook-Gruppe:
Ich bin seit 4 1/2 Wochen in einer Stationären Psychotherapie und am Mittwoch bei der Oberarztviste sagte die Oberärztin wortwörtlich zu mir, dass meine körperlichen Krankheiten alle psychisch wären - auch die leukozytoklastische Vaskulitis und das Sjörgen Syndrom. 
Die Diagnosen habe ich jetzt 6 Jahre. Was sagt ihr dazu bzw. was haltet ihr von der Ausage?

 

Anja: Was soll denn das heißen. Spinnt wohl. Das ärgert mich. Ist das weniger schlimm. Was wollen sie damit sagen. Weniger schlimm als ein Armbruch?

 

Angenommen man ist da hingegangen, weil einem etwas wirklich wehtut, heißt das entweder nur, "Ich kann Ihnen nicht helfen", oder "Sie bilden sich das nur ein".

 

Die erste Antwort ist wenigstens ehrlich, wenn auch nicht unbedingt war. Die zweite Antwort ist einfach nur unverschämt. Eigentlich müsste man sagen: "Sie bilden sich nur ein, Arzt zu sein."

Dabei ist die Frage natürlich, kann mir das helfen oder muss ich jetzt für immer mit dem Schmerz leben? Wie geht es weiter? Kann ich mir die Krankheit auch wieder "aus-bilden"? Gibt es jemanden, der mir dabei helfen kann?

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Weil einem solche Bemerkungen immer wieder begegnen, haben wir einmal einige Fachartikel zum Thema zusammengestellt. Natürlich sind systemische Erkrankungen, die also das gesamte System des Körpers betreffen, in der Regel nicht auf eine alleinige Ursache zurückzuführen.

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In der Folge wollen wir aber versuchen, das "Psychische" als möglihen alleinign Auslöser zu betrachten. Was machen wir falsch, wenn wir uns eine Krankheit einbilden. Und wie "bilden wird sie wieder aus?"

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Aber zunächst wie versprochen zu den Fachartikeln.

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Googelt man "Sjögren als psychische Erkrankung" erhält man 1520 Fundstellen. Das sind sehr wenige. Sucht man etwa nach "Straßenbahnen als psychische Erkrankung" erhält man 1950 Fundstellen.

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Anscheinend wird also darüber nicht allzuviel geschrieben. Sehen wir uns doch einmal an, was man dort findet:

 

Aber vorher wollen wir uns noch einmal erinnern, was das Sjögren-Syndrom eigentlich ist:


Das Sjögren-Syndrom ist eine chronisch verlaufende Autoimmunerkrankung aus der Gruppe der Kollagenosen, bei der bestimmte Immunzellen besonders die Speicheldrüsen und Tränendrüsen angreifen und zu weiteren entzündlichen Veränderungen an inneren Organen und am zentralen Nervensystem führen können. Das Sjögren-Syndrom manifestiert sich in morphologischen Veränderungen der Tränen- und Speicheldrüsen.

 

Insbesondere der letzte Satz dieser kompromisslosen Wikipedia-Definition sollt unserem behandelnden Arzt vom Anfang zu denken geben. Meine eingebildete Krankheit hat zu einer "morphologischen Veränderung der Tränen- und Speicheldrüsen" bei mir geführt. Ja, und morgen lasse ich mir ein drittes Ohr wachsen.

 

Allerdings ist das Sjögren-Syndrom eine sehr belastende Erkrankung, neben den unmittelbaren Symptomen von Trockenheit usw. besonders auch durch die chronische Müdigkeit (Fatigue), die den Alltag fast nicht mehr lebenswert machen kann.

 

Nach Studien leiden Patienten des Sjögren-Syndroms zu 37 % unter Depressionen. Man geht allerdings davon aus, dass dies den teilweise bedrückenden Lebensumständen zuzuschreiben ist. Diesen Teil hat man allerdings selbst in der Hand, und solle sich da zum Beispiel anderen Menschn anschließen, die damit fröhlich und manchmal sogar ausgesprochen gut zu leben gelernt haben. In Amerika gibt es 4 Millionen Sjögren-Patienten, es wäre Ihnen aufgefallen, wenn die als depressive Gruppe durch die Gegend schleichen würden.

 

Was bringt denn dann den Arzt auf seine kaltschnäuzige Bemerkung. Nun, hier spielt etwas ganz Verrücktes eine Rolle. Diese Krankheit wurde erstmals von einem Arzt names "Sjögren" beschrieben, der Augenarzt war. Die Beschreibung erschien allerdings bereits 1937 in seiner Dissertation in Form einer Beobachtung der Symptome. Eine Bewertung oder Begründung der Ursachen war also damals noch gar nicht denkbar. Auch diese Beobachtungen bezogen sich aber auf die Veränderungen der Drüsen (und das Sicca-Symptom des trockenen Auges). Der Titel der Arbeit lautete "ZUR KENNTNIS DER KERATOCONJUNCTIVITIS SICCA IV".

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